Eine Modernsierung steht an
Unsere Beispielfamilie – nennen wir sie Schmidt – ist eine typische Familie im Eigenheim. Geheizt wird konventionell mit Öl. Der Kessel im Keller stammt von 1985. Die Fenster haben zwar schon Isolierverglasung, die Fassade ist jedoch ungedämmt – was auch auf die Heizungsrohre im Keller zutrifft. Dort sorgt eine antiquierte und überdimensionierte Umwälzpumpe mit hoher Drehzahl dafür, dass ständig warmes Wasser zwischen Heizkessel und Heizkörpern zirkuliert, und verschwendet damit eine Menge Strom. Die vierköpfige Familie hat in den letzten paar Jahren im Schnitt 3.000 Liter Öl bzw. 30.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr verbraucht – für 150 Quadratmeter beheizte Fläche. Macht bei den derzeitigen Energiepreisen circa 1.800 Euro auf der Jahresabrechnung – Pumpenstrom und den Grundpreis gar nicht eingerechnet. Zu viel, findet der Familienrat. Aber welche Möglichkeiten haben die Schmidts, von den hohen Heizkosten herunterzukommen?
Lösung A: Heizungssystem optimieren
Die Schmidts wollen ihren noch funktionstüchtigen Heizkessel nicht sofort austauschen. Sie beschließen, die alte Heizungsanlage erst einmal optimieren zu lassen, das senkt langfristig den Energieverbrauch. Ein SHK-Fachmann dämmt die Rohrleitungen, passt Heizungskurve und Nachtabsenkung den Bedürfnissen der Bewohner an, montiert neue Thermostatventile an den Heizkörpern und baut eine selbstregelnde Hocheffizienz-Heizungspumpe ein.
Schon diese überschaubaren Maßnahmen sparen im Jahr rund 225 Euro Heizenergie und Strom ein – bei steigenden Preisen sogar mehr. Eine KfW-Förderung ist möglich. Die Optimierung hat sich in der Regel nach fünf Jahren bezahlt gemacht. Wird dann der Kessel ausgetauscht, reduziert sich die Investition um diesen Anteil.
Lösung B: Brennwert & Solar
Die Schmidts sind bereit für eine neue Heizung. Effiziente Gas- beziehungsweise Öl-Brennwerttechnik soll es sein – Kontinuität, keine „Revolution“ im Keller. Lieber auf dem Dach: Dort will die Familie kostenlose Sonnenwärme nutzen, die überdies vom Staat gefördert wird. Vier bis sechs Quadratmeter Kollektorfläche reichen in der Regel aus, um die Trinkwassererwärmung im Sommer komplett- zu übernehmen. Übers Jahr deckt die Sonne 60 bis 70 Prozent des Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung. Mit einem modernen Gas-Brennwertgerät wären die Schmidts bereits auf den regenerativen Energieträger Bioerdgas vorbereitet. Der Anteil von Biogas an der Erdgasversorgung soll nach und nach erhöht werden. Ebenso sind neue Öl-Brennwertkessel für den Betrieb von Heizöl mit Bio-Ölanteilen aus nachwachsenden Rohstoffen ausgelegt, das in Zukunft vermehrt in den Handel kommen soll. Im Neubau ist das Duo Brennwert und Solar längst Standard, ebenfalls bei der Sanierung. KfW-Förderung für eine Heizungserneuerung gibt es heute nur noch in der Kombination mit Solarthermie. Inzwischen ist auch der Nachweis der Heizungs-Optimierung Voraussetzung, um Fördermittel zu bekommen.
Lösung C: Pelletheizung
Die Schmidts sind ökologisch interessiert und haben schon öfter an eine Pelletheizung gedacht. Holz wächst in heimischen Wäldern und verbrennt nahezu klimaneutral. Die kleinen Presslinge sind auch deshalb „trendy“, weil sie unabhängig von Gas- und Öl-Lieferungen machen und sich zudem als relativ preisstabil erwiesen haben. Die Ausschläge sind tendenziell geringer als am Heizölmarkt. Pellet-Geräte bieten einen ähnlichen Komfort wie Ölkessel. Der Platzbedarf entspricht meist dem eines Öltanks; es sind aber auch andere Lösungen machbar, Erdtanks zum Beispiel. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst den Einbau von Pellet-Heizungen.
Lösung D: Luft-Wasser-Wärmepumpe
Eine Wärmepumpe – das ist Technik pur. Doch davor haben die Schmidts keine Berührungsängste. Luft-Wasser-Wärmepumpen nutzen die kostenlose Wärme in der Außenluft zum Heizen und zur Warmwassererwärmung. Sie können im Sommer auch kühlen. Die Technik bietet hohen Komfort bei niedrigen laufenden Kosten. Der Einbau wird vom BAFA gefördert. Würden die Schmidts Ökostrom beziehen, wäre die CO2-Bilanz ihrer neuen Heizung beinahe neutral. Wichtig ist es, in der Planung die Geräusche zu berücksichtigen, denn bei dieser Technik wälzt ein Ventilator die Außenluft um. Gradmesser für die Qualität der Wärmepumpe ist die Jahresarbeitszahl. Sie gibt das Verhältnis an zwischen der aufgenommenen elektrischen Leistung und der abgegebenen Wärmeleistung. Idealerweise sollte die Zahl größer als 3,3 sein. Das heißt: Pro Kilowattstunde (kWh) Strom werden mindestens 3,3 kWh Heizwärme erzeugt. Wärmepumpen eignen sich besonders für Heizungssysteme mit Vorlauftemperaturen unter 50 °C. In der Regel sollte dafür das Heizungssystem optimiert werden durch einen hydraulischen Abgleich, die genaue Berechnung der optimalen Vorlauftemperatur mit eventueller Vergrößerung der Heizkörper und durch die Dämmung der Heizungsrohre.
Energieeinsparung nach 15 Jahren *
Lösung B:
Brennwert mit Solar: 15.000 €
Lösung C:
Pellet-Heizung: 9.500 €
Lösung D:
Luft-Wasser-Wärmepumpe: 14.500 €
Brennwertheizung: 6 ct. /kWh Erdgas bzw. 60 ct. /l Heizöl (ohne Grundgebühr); Holzpellets: 220 €/Tonne (Mittelwert), Wärmepumpe: 16 ct. /kWh Strom
inklusive 5 Prozent Energiepreissteigerung pro Jahr sowie der Strom für die Umwälzpumpe, ohne Zählergebühr.
Alle drei Varianten verstehen sich in Verbindung mit einer Optimierung (Lösung A).